Fine
Mzungu, this is Africa!
Ich bin nun seit fast 2 Wochen in Kenia und möchte euch so gern an diesem Erlebnis und meiner Arbeit in der Schule, in der ich für insgesamt 4 Wochen aushelfen werde, teilhaben lassen. Aber das ist gar nicht so einfach.
Alles ist einfach anders. Intensiv. Überwältigend. Viel.
Ich schaffe es kaum, alles zu verarbeiten, was ich hier sehe und täglich erlebe – an wundervollen und erschreckenden Dingen. Nein, ich bin in keinem Kriegs- oder Krisengebiet. Es blicken mir auch nicht täglich kleine Hungerbäuche entgegen. Ich wüsste auch nicht, wie ich mit solchen Dingen umgehen sollte. Ich fühle mich gut aufgehoben, sicher.
Was an mir zerrt, ist die konstante Aufmerksamkeit. Ständig werde ich angestarrt, angequatscht, angefasst. Ich höre überall Leute über mich reden, über die „mzungu“, die Weiße. Es fühlt sich merkwürdig beklemmend an.
Alle wollen meine Nummer, mit mir befreundet sein, mit mir gesehen werden. Nicht nur weil ich anders aussehe. Sondern weil meine Erscheinung einen Status vermittelt. Meine Hautfarbe ein besseres Leben verspricht.
Und wer kann es ihnen verübeln. Wir Freiwilligen kommen her, helfen hier ein paar Wochen aus, geben alles, was wir geben können, vor allem monetär, und gehen dann wieder zurück in unser schickes Leben. Es ist also eine limitierte Zeit, die die Menschen hier haben, um aus uns das Beste raus zu holen. Wie gesagt, wer kann es ihnen verübeln.
Ich sehe Kinder auf den Straßen spielen, mit zerrissener Kleidung und ohne Schuhe. Ich sehe ausgezerrte Frauen mit Baby im Arm und einem großen Korb auf dem Kopf, die die Einkäufe für die 10-köpfige Familie nach Hause tragen. Ich habe eine HIV-positive Frau Zuhause besucht. Wir saßen vor ihrer Lehmhütte. Sie erzählte uns, dass ihre 20-jährige, so kluge Tochter, im letzten Jahr leider verstarb. Sie war mit dem Virus schon auf die Welt gekommen.
All das lässt mich nachdenken. All das fordert mich emotional. Es gibt Tage, da mache ich einfach nur dicht, will mich von allem abschotten und doch nur kurz mal mal durchatmen. Aber in der staubigen Hitze ist selbst das kaum möglich.
Und dann komme ich in die Schule. Werde täglich von strahlenden Augen empfangen. In jeder Pause von mehr als 20 kleinen Kinderarmen umschlungen. „Furaha“ nennen sie mich – es ist Suaheli für „happy“. Und wenn ich Fotos von mir mit den Kindern sehe, dann weiß ich auch warum.
In der Mittagspause sitze ich mit den Lehrern im Schatten des Mangobaumes. Wir lachen viel, alles ist entspannt. Hier in der Schule spüre ich mit jeder Faser dieses ewige Lachen, diese ewige Energie des schwarzen Kontinentes. Ich bin mitten in Afrika.
Vielleicht nehme ich in den nächsten Tagen ein Video oder eine Art Podcast auf und berichte euch so von allem. Denn wenn ich all das niederschreibe, wird wohl ein Buch draus. Eigentlich auch keine so schlechte Idee.
Ich melde mich also bald. Versprochen. Jetzt muss ich aber wieder los. Die Kinder rufen. ❤️
