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Kurztrip nach Lissabon
Nach 5 Tagen Porto machte ich mich auf den Weg nach Lissabon. Die Strecke kann man bequem mit dem Bus fahren, der ca. 3 Stunden unterwegs ist und knapp 20 Euro kostet. Es gibt auch eine direkte Zugstrecke, die für junge Leute unter 25 genauso günstig ist – für alle „Alten“ gleich mal 10 Euro teurer (zumindest zu dem Zeitpunkt, als ich nachgeschaut habe). Dieser Diskriminierung hab ich mich natürlich widersetzt und den Bus genommen! Das Busnetz hier in Portugal ist super ausgebaut, die Busse sind bequem und sicher. Also keine schlechte Wahl.
Schon mal vorneweg: ich hab in Lissabon nur 2 Tage verbracht, kann also keinen detaillierten Reisebericht mit Insidertipps abgeben. Lissabon hat mir gefallen, aber ich war irgendwie nicht in der Stimmung für eine große, touristische Stadt. Und um einen Überblick zu erhalten und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten einmal anzuschauen, haben auch 2 Tage für mich gereicht.
Ich schlief in einem Hostel mit Dachterasse, das direkt am Wasser lag und abends eine Happy Hour mit Bier bis zum Abwinken bereit stellte. Damit war auch klar, wie alt der typische Hostelbesucher wohl sein wird. Aber das ist sowieso eine Sache, die mir auffiel: zumindest um diese Zeit reisen durch Südeuropa größtenteils junge Leute um die 20. Vor allem US-Amerikaner und Australier lerne ich unterwegs kennen. Die meisten haben allerdings schon deutlich mehr von Europa gesehen als ich.
Die beliebte Straßenbahnlinie 28
Um bequem alle touristischen Hotspots zu entdecken, nahm ich am nächsten Tag die bei Reisenden sehr beliebte Straßenbahn Nr. 28. Die fährt einmal durch die Stadt und vorbei an den größten Sehenswürdigkeiten. Mit einer Tageskarte für 6 Euro kann man sowohl die süßen Straßenbahnen als auch alle Busse und die Metro nutzen. Es gibt zwar für Stadtrundfahrten auch die typischen roten „hop on hop off“ Doppeldeckerbusse, ich bin mir aber sicher, dass diese deutlich teurer sind, weil diese auch noch viele Informationen zu den einzelnen Punkten bereitstellen. Eine fahrt von Anfang bis Ende mit der Straßenbahn dauert ca. 50 Minuten. An der Endhaltestelle muss man aussteigen, kann also keine komplette Runde drehen. Dort landet man dann an einem großen Friedhof, der mich direkt zurück nach Buenos Aires katapultierte – ein Friedhof, der nur aus Mausoleen besteht, genau wie der von Recoletta. Bis dahin dachte ich, der in Buenos Aires wäre einzigartig.
Ein weiterer Vorteil der Straßenbahn ist, dass sie die ganzen Hügel in der Stadt scheinbar spielend erklimmt. Durch Lissabon zu laufen kann nämlich ziemlich anstrengend sein… Und so schlängelte sich die Bahn mit mir drin die engen Gassen rauf und runter. Ich stieg irgendwo im Zentrum wieder aus und lief ein wenig durch die Gassen. Dort fand ich dann auch den bekannten Aufzug in der Stadt, der durch Gustave Eiffel entworfen und gebaut wurde. Jetzt in der Nebensaison war die Warteschlange vor dem Aufzug vorhanden, aber nicht wirklich lang – ich kann mir kaum vorstellen, wie voll es wird, wenn in der Hauptsaison alle Städtetrip- und Kreuzfahrtouristen in die Stadt einfallen und die Attraktionen belagern. Wäre mir persönlich deutlich zu viel.
Auch jetzt hatte ich keine Lust zu warten und ging lieber in eine Bar direkt an der Burg, um bei einem Vino Verde zu entspannen und von hier oben den Sonnenuntergang zu sehen.

Auf nach Belém
Am nächsten Tag nutzte ich noch einmal mein Tagesticket, weil dieses 24 Stunden lang gültig ist, und fuhr in den Stadtteil Belém. Ich würde gern sagen, dass ich dort wegen der tollen historischen Monumente hin fuhr (ich war selbst überrascht – es war total schön da!). Aber nein, ich fuhr wegen des Essens dort hin. Genauer, wegen meiner neuen großen Liebe: Pastéis de Nata. Das sind kleine Runde Törtchen, die außen aus Blätterteig und innen aus Pudding bestehen. Die Beschreibung klingt jetzt nicht so unglaublich fancy, aber: OH MAN, SIND DIE LECKER! Ich hatte schon in Porto große Mengen dieser Kalorienbombe verschlungen und wollte nun die testen, die als die originalen Pastéis gelten: Pastéis de Belém. Im Sommer muss man anscheinend sehr sehr lange anstehen, bis man ein paar dieser Leckereien mitnehmen kann. Bei mir hat es zum Glück keine 2 Minuten gedauert. Es lebe die Nebensaison! Abschließend muss ich sagen, dass ich sowohl einmal in Porto als auch später in Lagos für meinen Geschmack bessere Pastéis de Nata gegessen habe als hier in Belém. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Den Ausflug nach Belém war es trotzdem wert, denn so konnte ich nicht nur die schöne Architektur bewundern, sondern kam auch am Denkmal der Entdeckungen, dem Turm von Belém, am MAAT (Museum für Kunst, Architektur und Technologie) und der Brücke des 25. April vorbei. Viele Amerikaner meinten, Lissabon erinnere sie an San Fransisco. Ich dachte erst wegen der Straßenbahnen – bis ich dann diese Brücke sah. Sie ist anscheinend tatsächlich nach dem Vorbild der Golden Gate Bridge vom gleichen Architekten erbaut worden.
All diese wunderbaren Sachen hab ich übrigens nicht brav zu Fuß erkundet, sondern mir einen Elektroscooter geliehen. Die Firma (Lime) kannte ich aus Frankfurt als einen Bike-Sharing-Anbieter (wie sagt man das auf deutsch? Fahrrad-Ausleiher?). In Lissabon gibt es sowohl diese Fahrräder, als auch besagte Elektroscooter. Die fahren bis zu 35 km/h – exklusiv von mir getestet – und sind eine super Sache, um von A nach B zu kommen. Vor allem am Wasser entlang gibt es in Lissabon wunderbare Radwege, auf denen sich faule Elektroscooter-Fahrer austoben können.
Schön hier – aber waren Sie schon mal in Porto?
Als Fazit muss ich sagen, dass ich es nicht bereue, nur so eine kurze Zeit in Lissabon verbracht zu haben. Sicher, ich hätte noch an den Strand fahren, in die vielen Sehenswürdigkeiten wie die Burg oder Museen gehen, Bootstouren oder Tagesausflüge ins Umland machen können. Aber für mich war es genug. Den portugiesischen Lebensstil, die wunderschönen gekachelten Häuser und die portugiesische Geschichte hatte ich schon die 5 Tage in Porto kennen und lieben gelernt. Und wenn ich eine von beiden Städten für einen Kurztripp empfehlen müsste, wäre es das gemütlichere Porto. Wenn ihr allerdings plant, nach Lissabon zu fahren (lasst euch bloß nicht davon abhalten), plant einen Tagestripp nach Sintra mit ein. Ich war nicht da, aber sowohl Reisende als auch Portugiesen schwärmen sehr von dieser kleinen Stadt, die knapp 35 km nordwestlich von Lissabon liegt.